Große Bonsai
Grundsätzlich geht es ja in der faszinierenden Bonsai-Welt darum, die Vollkommenheit der „großen“ Mutter Natur im Kleinen festzuhalten und dabei ihre wesentlichen Elemente harmonisch miteinander zu verbinden. Dabei steht in erster Linie der ökologische Gleichklang zwischen dem Baum an sich, dem Stein bzw. Kies und der Pflanzschale im Fokus. Der Stein steht für das Element Erde, die Pflanzschale symbolisiert indirekt den Menschen und der Bonsai repräsentiert die Verbindung zur Natur.
Starke Gewächse der ganz besonderen Art

Die Kultivierung von Bonsai-Bäumen in ihrer mannigfaltigen Art ist sowohl im kleinen Rahmen - meist für den Indoor-Bereich - als auch in größerem Maße denkbar. Sofern ein Bonsai an einem geeigneten Standort platziert ist, kann er bei guter Pflege durchaus mehrere tausend Jahre alt werden. Aber es sind viel Arbeit, jede Menge Engagement, Leidenschaft und Know-how erforderlich, damit ein solch erlesenes Gewächs überhaupt dieses stolze Alter erreichen und zugleich seine Kraft und diesen unverwechselbaren Charakter bewahren kann. So verwundert es nicht, dass vor allem große Bonsais ganz besonders wertgeschätzt werden.
Highlights aus der Welt der großen Bonsais
Bei einem Besuch im mittlerweile weltberühmten „Shunka en Bonsai Museum“ in Tokio können außergewöhnlich schöne Bonsai-Bäume bewundert werden, die zum Teil sogar zwischen 700 und 1.000 Jahre alt sind. Ob einzelne Bäume, wie zum Beispiel der Juniperus oder eine komplette Waldbepflanzung in einer exklusiven Schale, die ebenfalls aus Wacholder-Gewächsen besteht: Sie alle sind erlesene Naturkunstwerke aus dem Reich der großen Bonsais, die an Schönheit und Wertigkeit nur schwerlich zu überbieten sind.
Vom Wacholder über den Zwergmispel bis zur Azalee, vom Fächerahorn über den Regenbaum bis hin zur Waldkiefer: Diese und zahlreiche weitere exklusive Bonsai-Arten zeichnen sich durch ihre sattgrüne Krone aus, wobei das Geäst meist sehr fein verzweigt und nach allen Regeln der Kunst individuell gedrahtet und geschnitten ist. Zudem kann die Beschaffenheit des Baumstammes, je nach Sorte entweder sehr gerade oder kurvig, dick, dünn, lang oder kurz sein.
Mal individuell, mal traditionell

In Österreich bzw. in europäischen Gefilden generell obliegt die optische Gestaltung großer Bonsais vornehmlich dem Geschmack und den persönlichen Vorstellungen des jeweiligen Besitzers. Dieser kann nach Gutdünken die Zweige des Bonsais zurechtschneiden, sodass im Laufe vieler Jahre eine kunstvolle und designstarke Formgebung erfolgt. Anders sieht das Ganze hingegen in Japan aus. Hier hält man sich überwiegend an die bekannten Grundformen, welche einst in Anlehnung an alte asiatische Traditionen aus dem Reich der Botanik geschaffen wurden. Und von diesen weicht man üblicherweise nur selten ab.
Chokkan, Shakkan oder Hokidachi?
Angesichts des zumeist geraden Stammes und der oftmals runden Baumkrone sind große Laubblatt-Laubblatt-Bonsais nahezu wie geschaffen für den Hokidachi-Schnitt. Dieser ist auch als sogenannte Besenform ein Begriff und stellt eine der wichtigsten Grundformen bei den großen Bonsais dar. Auch die streng aufrechte Bonsaiform ist charakteristisch für viele Baumarten. Vor allem, wenn der Baumstamm unten besonders dick ist und nach oben hin dünner verläuft, ist die Chokkan-Form ideal, da sie dem Baum insgesamt eine höhere Standfestigkeit bietet.
Besonders charakterstark sind große Bonsais, deren Krone anmutet, als sei sie buchstäblich „vom Winde verweht“: Bei Bonsais dieser Art ragt die Krone auf der einen Seite gradlinig und zu einem Großteil über den statischen Mittelpunkt, während der andere, wesentlich kleinere Teil auf der gegenüberliegenden Seite den Gegenpart bildet. Diese geneigte Bonsaiform ist hauptsächlich bei Bäumen zu beobachten, deren Standort vorwiegend schattig ist und sie sich daher aus eigener Kraft stets zum Sonnenlicht hin neigen. Wichtig ist hier, darauf zu achten, dass auch das Wurzelwerk auf der einen Seite in der Regel schwächer, auf der anderen stärker entwickelt ist und dass der Kronenschnitt entsprechend angepasst sein muss. Der sogenannte Shakkan Schnitt kann bei dieser eher ungleich verteilten Wuchsrichtung einen weitgehend optimalen Stand gewährleisten und erfreut sich deshalb bei Bäumen dieser Kategorie großer Beliebtheit.

Mehrstammbaum-Kunstwerke
Weitere Schnittformen, insbesondere für größere Bonsai-Familien sind Seki-joju, Yose-ue, Kabudachi und Sokan. So klangvoll und verschiedenartig ihre Namen jeweils sind, so haben sie alle doch eines gemeinsam: Alle Bäume, die zusammen in einer einzigen Schale vereint sind, bilden in der Regel nach einer bestimmten Zeit eine gemeinsame Krone und wirken auf diese Weise insgesamt noch prächtiger und imposanter.